Zum Verhältnisbegriff

Die Proportionalität ist eng mit dem Verhältnisbegriff verbunden. Es muss zwischen Verhältnissen von Werten der gleichen Größe (Maßstab, Mischungs­verhältnis, Chancen­verhältnis, Verhältnis von Anzahlen) und dem Verhältnis verschiedener Größen, das beim Proportionalitätsfaktor Anwendung findet, unterschieden werden.

In beiden Fällen bedeutet Proportionalität, dass zwei und mehr Verhältnisse gleich sind. Damit wird in diesem Stoffgebiet auf die Bruchrechnung aufgebaut, in der Brüche in verschiedenen Darstellungen als Anteile, Verhältnisse oder Quotienten gedeutet wurden.

Bei aller Schwierigkeit des Verhältnisbegriffes und der altersbedingten Probleme im proportionalen Denken kann auf diesen mathematisch wichtigen und praktisch bedeutsamen Begriff nicht verzichtet werden. Es bietet sich an, im Anschluss an seine Einführung in der Bruchrechnung eine weitere Etappe seiner Entwicklung im Stoffgebiet Proportionalität zu konzipieren, bei der besonders dynamische Betrachtungen und der Nachweis der Gleichheit von Verhältnissen im Sinne von Quotienten einander zugeordneter Werte zweier verschiedener Größen im Vordergrund stehen. In diesem Fall bedeutet der (ausgerechnete) Wert des Verhältnisses der Zahlenwerte der Größen, wie viel von der Größe im Zähler einer Einheit der Größe im Nenner ent­spricht. Dies wird durch die Verwendung der Formulierung „pro“ zum Ausdruck gebracht. Durch das Verhältnis wird praktisch eine Normierung der einen Größe in Bezug auf die andere vorgenommen.

Dynamische Betrachtungen erfordern kein proportionales Denken, da keine Verhältnisse verglichen werden. Sie stellen eine inhaltliche Grundlage für die Prozentrechnung und für das funktionale Denken dar. Da sie sowohl für den schnellen Umgang mit vorliegen­den Wertepaaren in der Praxis, für das Verständnis der direkten Proportionalität als auch für die Dreisatzrechnung von Bedeutung sind, sollte diese Art der Bildung, Berechnung und Interpretation von Verhältnissen als sichere Grundfertig­keit ausgebildet werden.

Das Vergleichen von Verhältnissen unterschiedlicher Größen und damit das Arbeiten mit Verhältnisgleichungen sollte nur am Rande behandelt werden, da es inhaltlich verzichtbar ist und auf große Verständnis­schwierigkeiten stößt. Bei der notwendigen Reaktivierung der Proportionalität in der 9. und 10. Klasse sollte eine entsprechende Erweiterung erfolgen.